Darßer Architektur
Die typischen Häuser auf der Ostseehalbinsel Darß - ob Kapitäns-, Fischer- oder Bauernhäuser - haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind mit Schilfrohr (Reet) gedeckt. Dieser natürliche Rohstoff wächst an den Ufern der Bodden in reichlicher Menge. Dieser Streifen, auch Schilfgürtel genannt, bietet einerseits Schutz für viele Vögel in der Brutzeit, ist aber andererseits Rohstofflieferant für die Rohrdacheindeckung der Häuser. Rohrdächer haben eine lange Lebensdauer, schützen im Sommer vor Hitze und isolieren im Winter gegen Kälte. Das regelmäßige Schneiden pflegt die Rohrplane, doch gibt es häufig Konflikte mit den Belangen des Naturschutzes. Dabei müssen immer wieder Kompromisse gefunden werden.
Je nach Möglichkeit, wurden die Häuser mit Fachwerk oder massiv in Backstein gebaut. Fachwerke wurden entweder mit Lehm, Stroh und Holz oder mit Ziegelsteinen gefüllt. Häufig sind die Wände mit Brettern verkleidet (Holzverschalung) und in kräftigen Farben gestrichen.
Die Häuser auf der Halbinsel Darß an der Ostsee sind meist sehr niedrig und quer zur Straße gebaut und in den Rohrdächern befinden sich weit ausladende Gauben in Form von Augen. Die Eingangstür befindet sich in der Mitte der langen Wand zur Straße unter der Gaube („Gaupe” ist auch richtig). Seit Ende des 18. Jahrhunderts begann man, diese Türen mit Schnitzereien, Symbolen und Farben zu schmücken. Es entstanden die typischen Darßer Haustüren. Die Tradition, das Haus mit einer schönen Tür zu schmücken, ist auch heute sehr lebendig. Die Dächer werden von Giebelzeichen geziert, oft Pferdeköpfe, maritime Symbole oder Schmuckornamente.
Literaturtipps
- Das kleine Buch der Darßer Haustüren von René Roloff und Frank Braun
- Darßer Baukultur – Vom Rohrdach bis zur Gartenpforte von Elke Erdmann